Es war einst ein Mann im fernen Reiche Xin, der war ein großer Krieger. Eines Tages, als der Krieger die Straße nach Bei Jing entlang lief, traf er auf einen Mann mit einem großen Gefolge. Höflich grüßte der Krieger die Menschen und ging weiter.
"Halt!", rief da eine Wache dem Krieger hinterher. „Wo willst Du hin?"
"Ich will die Straße entlang zur Stadt Bei Jing und von dort ins Dorf meiner Eltern, Herr", antwortete der Krieger.
"Zur Stadt Bei Jing?", fragte der Herr des großen Gefolges.
"Ja, denn von dort geht die Straße zu meiner Eltern Dorf."
"Und willst Du nicht vor mir knien, wie es Sitte ist?", fragte der Herr des Gefolges weiter.
"Warum sollte ich vor Euch knien, Herr?", gab der Krieger zurück.
"Weil ich der Kaiser bin", antwortete der Herr des Gefolges, „und es Brauch und mein Recht ist, dass ein jeder vor mir kniet."
"Doch ich kniee vor niemandem", sprach der Krieger, wandte sich um und ging weiter. Der Kaiser jedoch gab seinen Soldaten ein Zeichen und diese umringten den Krieger.
"Tötet ihn!", befahl der Kaiser.
Die Soldaten stürzten sich auf den Krieger, doch der zog schnell wie der Blitz zwei Schwerter aus seinem Gürtel. Schlag um Schlag, Stoß um Stoß parierte er einen jeden Angriff der Soldaten und bald lagen alle bis auf einen bewusstlos am Boden. Dieser letzte Soldat war der Hauptmann der kaiserlichen Wache und noch nie hatte ihn ein Gegner im Kampfe besiegen können. Der Hauptmann stürmte auf den Krieger ein, ließ sein Schwert niedersausen und zustechen, doch nie kam seine Klinge auch nur in die Nähe des Kriegers. Der Kampf wogte hin, der Kampf wogte her. Wie leuchtende Blitze sausten die Klingen der Kämpfer durch die Luft bis plötzlich des Hauptmanns Schwert zu Boden fiel. Der Krieger schickte sich an, seinen Gegner niederzuschlagen, doch er hielt inne.
"Was zögert Ihr?", fragte der Hauptmann.
Der Krieger zeigte mit der Spitze seines Schwertes in das Gras.
"Wie wir uns verhalten", belehrte er den Hauptmann, „ist eine Frage unserer Ehre. So, wie ich selbst vor einem Kaiser nicht krieche, zertrete ich auch keinen Wurm."
Als der Kaiser dies vernahm und sah, dass all seine Soldaten, die am Boden lagen unverletzt waren, stand er auf und trat vor den Krieger. Schweigend sah der Kaiser den Krieger an und beugte sein Knie.
"Wenn Ihr Eure Familie besuchtet", bat der Kaiser, „wollt Ihr dann an meinen Hof kommen, um meinen Sohn Eure Ehre zu lehren?"
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