DIE GÖTTER

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Der griechische Göttervater

Vergeigt ist vergeigt. Für den ersten Eindruck gibt es eben keine zweite Chance.

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn der Kollege Zeus als Mädchen auf die Welt gekommen wäre. Zahlreiche Schwangerschaften hätten ihn ruhiger werden lassen.

Zeus, der Gott des Himmels. Glänzend, leuchtend, hell, eine Vaterfigur schlechthin.

Vater?

Zeus‘ Vater, Kronos, war dem Kannibalismus nicht gänzlich abgeneigt. Auf seinem Speiseplan standen regelmäßig seine eigenen neugeborenen Kinder. Kronos hatte wie irre Angst davor, entthront zu werden, und um genau das zu verhindern, verschlang er vorsichtshalber die eigenen Nachkommen. Kann man machen, muss man aber nicht. Alles eine Frage des ureigenen Geschmacks.

Durch eine listige List der Mutter von Zeus, Rhea, wurde der kleine Zeus jedoch davor bewahrt, ebenfalls auf der Menükarte seines Erzeugers zu landen. So wuchs klein Zeus auf Kreta auf, fernab vom gefräßigen Vater.

Wenn Chaos, Verwandlung, Libido und Schwerenötertum personifizierbar wären, so müssten sie Zeus heißen. Z E U S. Punkt.

Zeus in einer Kurzfassung?

Explosiv, eine Blitzknallwolke, Heavy Metal am Himmel, Kreuzfeuer mit Effekten, der letzte Kick, wenn gar nichts mehr geht. Und es geht immer was bei Zeus. Und frag nicht wie! Die lauteste Rockband der Welt? ZEUS! Testosteron ist seine Erfindung.

Der alte Grieche weiß die Damenwelt zu nehmen, zu beglücken und befruchten. Und das, obwohl er verheiratet ist. Mit seiner Schwester. Aber das ist eine andere Geschichte. Hera ist ein eifersüchtiges, kleines Luder. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Geliebten ihres Gatten zu verfolgen. Ihr zweiter Vorname? Rache.

Zeus, ganz blitzgescheit – nomen est omen – lässt sich immer wieder was Neues einfallen, um von Hera nicht bei einem Auswärtsspiel ertappt werden. Auch, wenn es darum geht, der Damenwelt verständlich zu machen, was ihnen entgehen würde, wenn sie ihn nicht wollen würden. In der Tat, die sexuellen Bedürfnisse eines Gottes werden nicht immer ernst genommen. Und schon mal gar nicht von der eigenen Ehefrau.

Ich sehe Verständnis und wohlwollendes Nicken bei den Männern. Dieses missverstanden werden ist jedem Herren bekannt. Hinreichend bekannt. Männer lieben Frauen, die sich nicht über jeden Kleinkram jahrelang ereifern und aufregen können.

Also .....

Mal ist Zeus ein Stier, um der Dame seiner Begierde nahe zu kommen, dann ein Schwan, ein Kuckuck.

Er kommt als Goldregen durch Löcher daher, als Blitz, er nimmt die menschliche Gestalt anderer Männer ein, einen Knaben entführte er einst als Adler. Einen Knaben? Vielseitig interessiert, dieser Zeus. Wo hab ich nur seine Visitenkarte hingelegt?

Aber gemach. Eins nach dem anderen.

Zeit genug für die Kriegsführung ist geblieben. So, wie das ewige Gerangel um den einen Thron. Schreckliche Kämpfe, sterbende Giganten, Ungeheuer, Blitze. Probleme mit dem Bodenpersonal, den Himmelsboten. Wer kennt das nicht? Ewig wiederholt sich die Geschichte.

Irgendwann ist dann auch wieder Ruhe auf dem Olymp eingekehrt und die Herrschaft von Zeus als gesichert anzusehen. Durchatmen ist angesagt. Wenn da nur nicht immer dieses ewig zänkische Eheweib, ohne Verständnis für Mr. LoverLover, ihre Spielchen treiben würde. Und der ältere Bruder, den Zeus mit so viel Geschick beschissen und in die Unterwelt gesandt hat. Ob Hades auch meinte, es sei besser, in der Unterwelt zu herrschen als auf dem Olymp zu dienen?

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Zeus auch eine andere Seite hatte. Ja, wer hätte das gedacht? Ein bisschen Bewunderung schadet auch einem Gott nicht. Und genau in dieser Bewunderung soll Zeus nun sein Vollbad nehmen.

Zeus schützt zum Beispiel das Haus und die Stadt und sorgt für Gerechtigkeit. Gut, er selber handelt nicht immer gerecht. Der arme Prometheus könnte ein Lied davon singen. Wenn er denn singen könnte. Ein paar Jahre an den Kaukasus gekettet zu sein macht die Singstimme kaputt.

Ja, Zeus wird zwar auch der Sanftmütige genannt, schickt den Menschen Gutes, aber auch Böses, wenn er jemanden nicht leiden kann. Er erzählte mir voll Stolz von einem hübschen Mädchen namens Pandora, das er mit einer Büchse auf die Erde geschickt hat.

Er gestaltet den Menschen ihren Lebensraum. Glaubt es oder lasst es. Er macht es trotzdem. Er geht natürlich nicht in jede Wohnung und schlägt Farben und Tapeten vor. Vielmehr muss man das jetzt etwas globaler sehen. Aber ich muss zugeben, dass er den Olymp recht trefflich eingerichtet hat. Vielleicht etwas klassisch, aber trotzdem ganz hübsch.

Du hast die Orientierung verloren? Du findest nicht mehr zurück? Oder zu Dir selbst? Oder durch Dein Leben? Kein Problem. Wähle einfach 0800 – ZEUS HILF. Kostenlos aus dem Festnetz.

Dass es Tag und Nacht gibt, die Jahre und die Jahreszeiten, verdankt Ihr Zeus.

Ihr habt es nicht geschafft, vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein? Zeus garantiert Euch das Gastrecht, dessen Schutzgott er ebenso ist wie der Urheber der Freundschaft.

Aber jetzt kommt’s! Passt auf, das ist der Knaller: Zeus ist der Gott und Schützer der Hochzeitsnacht! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Das ius primae noctis – das Recht der ersten Nacht für alle Nichtlateiner – hat vielleicht doch nicht im Mittelalter seinen Ursprung.

Und in einer Hinsicht kann man Zeus nichts nachsagen: So sprunghaft er auch mit seinen Liebschaften und Affären war, er hat sich doch stets um seine Kinder gekümmert, war für sie da und hat sie beschützt. Oder sie beschützen und ihnen helfen lassen. So ein Gott kann ja auch nicht überall sein.

Zeus ist also beinahe so ein universell begabter Gott wie ich. Hat nur zu viel Entscheidungsbefugnisse abgegeben. Ich meine: Ehrlich, ist er nun der König des Olymps oder nur der Vorsitzende des Olympischen Parlaments? Ist das noch Religion, was er da treibt, oder schon Demokratie?

Und natürlich – das ist wichtig zu erwähnen – gilt all dies nur für Griechen. Und Römer, auch wenn die nie in den Kopf bekamen, dass er Zeus heißt.

Eines konnte Zeus aber nie: Er konnte keine Menschen schaffen. An so was hatte er auch nie gedacht. Die Menschen gehen auf Prometheus‘ Konto, von dem sich Zeus und seine Geschwister und Kinder dann auch immer wieder wunderschön haben austricksen lassen.

Zeus ist also beinahe so etwas wie ein Rundum-Sorglos-Paket. Hera hätte sich genau dieses Sorglos-Paket auch für ihre Ehe gewünscht, aber ...... nun ja, auch Göttinnen können nicht alles haben. Götter sind eben auch nur Menschen.

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