DIE GÖTTER

Mordreds Tales Mordreds Tales

Des Göttervaters zickiges Weib

Apropos Hera: Der alte Zeus hat mir da Geschichten erzählt, sage ich Euch!

Hera ist die ranghöchste Dame im Olymp. Sie ist die große Chefin bei den Griechen. Sie wirkt meist etwas mürrisch und zänkisch, was aber durchaus verständlich und nachvollziehbar erscheint, wenn man den eigenen Gatten regelmäßig beim Liebesspiel mit anderen Damen und Göttinnen erwischt. Rosenkrieg im Olymp!

Hera ist Zeus‘ Frau und (Tusch und Trommelwirbel!) seine Schwester. Aber das erwähnte ich ja schon. Gerüchten zufolge sollen die Beiden in Texas noch Anhänger haben.

Heras Zuständigkeit – hatte ich schon erwähnt, dass Zeus doof genug war, die einzelnen Ressorts in die Hände anderer zu geben und dabei seinen eigenen Einfluss auf die Entscheidungen praktisch auf null zu reduzieren? – ist der Schutz der Ehe. Ihr Gatte geht fremd, und sie soll die Ehe schützen. Sie kriegt ihre eigene Ehe nicht in den Griff und soll die Ehen anderer schützen. Hallo? Hat jemand den Fehler gefunden?

Zeus und Hera sind auch der Grund, weshalb ich meinen Anhängern die Geschwisterehe verbot. Ich habe extra dafür gesorgt, dass Evas und Adams Söhne keine mit ihnen verwandten Frauen hatten. War einfacher, als ich dachte.

Unter uns (aber nicht weitersagen): Die ersten Versuche mit den Frauen waren nur bedingt erfolgreich. Lilith hatte 'nen eigenen Kopf. Sie wollte nicht einfach nur Adam dienen. Sie wollte sich entfalten. Die Menschen waren einfach noch nicht reif dafür. Besonders Adam wusste nicht, was er mit Lilith anfangen sollte. Ich wette, Zeus hätte ihm da auf die Sprünge helfen können.

Und Eva? Ich will nicht drauf rumreiten, aber sie konnte auch nicht hören, was man ihr sagte.

Die Schöpfung der beiden Frauen war auch nicht ohne. Die Erste hatte ich ja aus Lehm geformt, wie Adam. Die Zweite dann aus Adams Rippe geschnitzt. War ein Haufen Arbeit. Nein, bei den anderen Frauen war es viel einfacher. Ich habe sie einfach in das Buch der Bücher geschrieben und nichts weiter tun lassen, als die Frauen ihrer Gatten zu sein. Hat funktioniert. Auf die Idee mit dem Buch hätte ich eher kommen sollen.

Aber zurück zu Hera.

Heras Göttergatte Zeus liebte es ja, umtriebig zu lieben. Klar, dass Hera eifersüchtig war. Wenn man andererseits bedenkt, dass sie Zeus eigentlich gar nicht haben wollte …

Irgendwann versuchte sie, mal ähnlich umtriebig zu sein. Aber jung Paris entschied sich für Aphrodite. Warum nur? Etwa nur, weil Aphrodite nackt herumläuft? Oder etwa weil Aphrodite nicht immer so grimmig dreinblickt wie Hera. Folgerichtig gesellte sich zu der großen Göttin Eifersucht auch noch der Durst nach Rache. Zur Freude der Griechen, zum Leidwesen der Trojaner.

Einmal, so erzählte mir Zeus, fing sie auf offener Straße einen ziemlich lautstarken Streit mit ihm an.

Hera sah ihn aus einem Haus in Mykene kommen, in dem eine wunderschöne Frau lebte. Klar, was jetzt kommt, oder? Hera wusste von der Frau, kannte sie. Sie war dabei, als sie heiratete. Sie wusste also auch, wie schön sie war. Also machte sie Zeus eine Szene vom Feinsten. Eine Fähigkeit, die sie übrigens irgendwann an die sterblichen Frauen weitergab.

Sie schrie Zeus an, was er sich einbilde, die arme Frau wie eine Hure zu benutzen, einmal mehr die Ehe zu brechen. Warum er Hera erst verführt hatte, wenn er jetzt doch lieber zu anderen ins Bett steigt. In ihrer blinden Wut übersah Hera, dass Zeus nicht den ganzen Tag in der Nase bohrt. Schutzgotte des Haus, Gestalter des Lebensraumes der Menschen … Die junge Dame hatte um Zeus‘ Rat als Innenarchitekt gebeten. Aber egal, wie sehr Zeus seine Unschuld beteuerte, sie ließ sich nicht beirren. Hatte wohl Grund dazu.

Klar aber auch, dass Zeus frustriert war und sich rumtrieb, um seiner Gattin aus dem Weg zu gehen. Und am Ende hatte der umtriebige Rumtreiber eine Dame namens Alkmene im Bett.

Nun ja, das ist seine Version der Geschichte. Hera erzählte das Ganze anders. Ich werde den Teufel tun, mich da einzumischen. Wenn Götter sich streiten, sollte man eigentlich nicht in der Mitte stehen. Das gibt Kopfschmerzen.

Laut Hera half Zeus der jungen Maid, das Schlafgemach einzurichten. Zeus hatte wieder Spaß und seine Gattin das Nachsehen. Zeus nimmt sich, was er will (hat Vorteile, der Chef zu sein), und in der ehelichen Schlafstatt herrscht Windstille. Mit jener Alkmene zeugte Zeus dann gleich noch einen Sohn, bei Hera blieb es bei vier Kindern. Entsprechend sauer war Hera dann auch. Irgendwann hatte sie Besuch von Ihrer Amtskollegin aus dem Norden. Sie heißt Frigga und hat Hera ordentlich die Meinung gesagt. Aber Hera war zeit ihres Lebens zu feige, ihrem Ehemann klar zu machen, was Sache ist. Die kleine Szene in Mykene (hey, das reimt sich!) war ein netter Anfang, aber eigentlich zählt’s nicht. Und weil sie sich an Zeus nicht ran getraut hat, hat sie es dann an den Kindern ausgelassen.

Hera? Ist 'ne rachsüchtige Zicke. Aber Zeus hat sie verdient nach der Nummer, mit der er sie rumgekriegt hat. Das ist übrigens die Geschichte mit dem Kuckuck. Besser er als ich.

Und bei der Wahl ihrer Attribute war sie auch eher oberflächlich. Der PFAU! Nur weil er hübsch aussieht und diese Augen auf den Schwanzfedern hat, die sie an ihren toten Diener Argos erinnern. Sentimentalität. Da erweckt Athenes Wahl der Eule mehr Wohlgefallen in mir.

weiter
zurück